Manchmal habe ich das Gefühl, immer weniger zu wissen je älter ich werde.

All die Dinge, von denen ich früher noch dachte „Genau so isses!“ oder „Das weiß ich sicher!“ werden immer mehr zu einem „Kann sein …“ oder sogar „Ehrlich gesagt, null Ahnung!“. Wie schwer war es in jungen Jahren noch, meine Unwissenheit zuzugeben…

So erkenne ich mit jedem Lebensjahr mehr die unbedarfte Arroganz meiner vorherigen Jahre, die doch ziemlich begrenzte Sichtweise (von der ich natürlich dachte, sie wäre ganz schön offen) und damit auch das totale Fehleinschätzen von einigen nicht unwichtigen Situationen in meinem Leben.

Wie oft habe ich erst Jahre später begriffen, was sich wirklich abgespielt hat (besonders auf emotionaler Ebene), wie oft waren die Dinge eigentlich ganz anders, als ich sie in meiner damals – verständlicherweise noch sehr erfahrungslimitierten – Sichtweise wahrgenommen hatte.

Wie vieles habe ich erst Jahre (wenn nicht sogar Jahrzehnte) später im Rückblick besser erkannt und verstanden… Wie wenn man einen Film ein zweites Mal ansieht oder ein Buch nach langer Zeit noch einmal liest und jetzt erst die ganze Story versteht (aber sich zuvor total sicher war, alles verstanden zu haben). Manche Reflektionen dauern eben etwas … und manche sogar noch etwas länger. Da muss man den Film eben dreimal oder sogar viermal – am besten mit gebührendem Abstand dazwischen – ansehen. Bis sich eine Schicht nach der anderen offenbart. Bis das Verstehen immer tiefer geht. Das dauert einfach seine Zeit. Und dafür braucht es Erfahrungsspektren, die natürlich erst heranreifen müssen.

Und da ist ja auch nichts Falsches dran. Das ist doch letztlich auch der Spaß am Leben und die Freude am Reifen und Älterwerden, um mit der Zeit immer mehr Schichten erkennen zu können, immer mehr optionale Auslegungen, immer mehr Hintergrundszenarien.

Für diesen sich ständig weitenden und oft ziemlich schonungslosen Perspektivenwechsel bin ich dem Alter unglaublich dankbar (das mit den Falten und extra Kilos ist so ne andere Sache)!

Früher konnte ich nie so viel lachen über meine eigene (doch ziemlich freakige) Sicht- und Verhaltensweise wie heute. Da wollte ich unbedingt noch „toll“ und „cool“ und „wichtig“ und „erfolgreich“ sein … was für ein selbst auferlegter Stress! Und wie unfassbar unnötig (aber natürlich erst im Nachhinein ^^)!

Wie es mir wohl erst in 20 Jahren ergehen wird, wenn dieses schonungslose Entblättern noch weiter fortschreitet? Vielleicht bekomme ich vom vielen über mich selber Lachen irgendwann ja doch noch ein paar hübsche Bauchmuskeln?

Faye Impulse

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