Lebensvertrauen

Einatmen, Ausatmen … geschieht einfach, ganz ohne mein bewusstes Zutun.

Verdauung geschieht auch einfach, ganz ohne mein aktives Mitwirken.

Auch Wimpernschläge geschehen einfach, ebenso wie Wunden verheilen, ganz ohne meine Hilfe.

Braucht mein Körper neue Energie, bekomme ich Hunger.

Will er sich ausruhen, werde ich müde und schlafe ein.

Wenn die Blase voll ist, stehe ich willkürlich auf, um sie zu leeren.

Meine Haare und Nägel wissen auch ganz von allein wie Wachsen geht.

Wie also könnte ich dieser unglaublichen Intelligenz, die immerhin dafür gesorgt hat, dass ich mittlerweile 54 Jahre am Leben bin, nicht vertrauen?

Was für mich echte Freiheit bedeutet?

Wenn ich vom getreuen Handlanger meiner Gedanken, zum amüsierten Zuschauer meines Kopfkinos werde und

… wenn ich nicht mehr jeder Emotion blindlings folgen muss, sondern sie auch einfach mal ganz bewusst durch mich hindurch ziehen lassen kann, aber vor allem

… wenn ich die stillen Gedankenlücken mittlerweile mehr genieße als jeden noch so genialen Einfall.

Zwei Welten

Eine sich ständig verändernde Wolkenwelt und eine jederzeit klare Himmelswelt. Darin lebe ich. Mal mehr in der einen, mal mehr in der anderen.

Wie ich von einer zur anderen komme?

Durch eine bewusste Wahrnehmungsverschiebung.

Lass ich mich von der unbeständigen Wolkenwelt in den Bann ziehen, existiert nur diese in meiner Wahrnehmung. Die klare Himmelswelt scheint es dann nicht zu geben.

Konzentriere ich mich jedoch auf die Himmelswelt, ist sie sofort da. Vollkommen friedlich, still und ruhig.

Es ist so ein bisschen, wie wenn ich mich auf den leeren Raum in einem Zimmer konzentriere anstatt auf die Möbel darin.

Die Entscheidung liegt also jederzeit bei mir.

Schonungsloses Entblättern

Manchmal habe ich das Gefühl, immer weniger zu wissen je älter ich werde.

All die Dinge, von denen ich früher noch dachte „Genau so isses!“ oder „Das weiß ich sicher!“ werden immer mehr zu einem „Kann sein …“ oder sogar „Ehrlich gesagt, null Ahnung!“. Wie schwer war es in jungen Jahren noch, meine Unwissenheit zuzugeben…

So erkenne ich mit jedem Lebensjahr mehr die unbedarfte Arroganz meiner vorherigen Jahre, die doch ziemlich begrenzte Sichtweise (von der ich natürlich dachte, sie wäre ganz schön offen) und damit auch das totale Fehleinschätzen von einigen nicht unwichtigen Situationen in meinem Leben.

Wie oft habe ich erst Jahre später begriffen, was sich wirklich abgespielt hat (besonders auf emotionaler Ebene), wie oft waren die Dinge eigentlich ganz anders, als ich sie in meiner damals – verständlicherweise noch sehr erfahrungslimitierten – Sichtweise wahrgenommen hatte.

Wie vieles habe ich erst Jahre (wenn nicht sogar Jahrzehnte) später im Rückblick besser erkannt und verstanden… Wie wenn man einen Film ein zweites Mal ansieht oder ein Buch nach langer Zeit noch einmal liest und jetzt erst die ganze Story versteht (aber sich zuvor total sicher war, alles verstanden zu haben). Manche Reflektionen dauern eben etwas … und manche sogar noch etwas länger. Da muss man den Film eben dreimal oder sogar viermal – am besten mit gebührendem Abstand dazwischen – ansehen. Bis sich eine Schicht nach der anderen offenbart. Bis das Verstehen immer tiefer geht. Das dauert einfach seine Zeit. Und dafür braucht es Erfahrungsspektren, die natürlich erst heranreifen müssen.

Und da ist ja auch nichts Falsches dran. Das ist doch letztlich auch der Spaß am Leben und die Freude am Reifen und Älterwerden, um mit der Zeit immer mehr Schichten erkennen zu können, immer mehr optionale Auslegungen, immer mehr Hintergrundszenarien.

Für diesen sich ständig weitenden und oft ziemlich schonungslosen Perspektivenwechsel bin ich dem Alter unglaublich dankbar (das mit den Falten und extra Kilos ist so ne andere Sache)!

Früher konnte ich nie so viel lachen über meine eigene (doch ziemlich freakige) Sicht- und Verhaltensweise wie heute. Da wollte ich unbedingt noch „toll“ und „cool“ und „wichtig“ und „erfolgreich“ sein … was für ein selbst auferlegter Stress! Und wie unfassbar unnötig (aber natürlich erst im Nachhinein ^^)!

Wie es mir wohl erst in 20 Jahren ergehen wird, wenn dieses schonungslose Entblättern noch weiter fortschreitet? Vielleicht bekomme ich vom vielen über mich selber Lachen irgendwann ja doch noch ein paar hübsche Bauchmuskeln? : D

Getragen, versorgt und geliebt

Jeden Augenblick werde ich getragen. Getragen vom Leben. Es lebt durch mich dieses einzigartige Leben.

Jeden Moment werde ich versorgt. Versorgt von der Erde. Sie ernährt mich. Spendet mir Luft und Licht. Und mit Hilfe der Schwerkraft hält sie mich sanft in ihrem Bann.

Jede Sekunde werde ich geliebt. Geliebt vom großen Mysterium. Welchen Namen ich ihm auch gebe, bleibt es letztlich doch unbenennbar.

Es ist die heilsame Stille, in die ich mich jede Nacht so bereitwillig gleiten lasse. Es ist der innere Friede, nach dem ich mich schon immer gesehnt habe. Es ist meine tiefste Essenz, die jeden Augenblick in der Tiefe auf mich wartet.

Entspannt + unglücklich = gibt’s nicht!

Ich kann nicht vollkommen entspannt
und zugleich unglücklich sein. Fakt ist: Sobald ich mich wirklich zutiefst entspanne, spürst ich unweigerlich ein leichtes Glücksgefühl, das mich umhüllt und geborgen hält.

Was ja bedeuten würde, dass ich, wenn ich glücklich sein will, einfach nur darauf achten müsste, innerlich entspannt zu bleiben…

Besonders sein

In meinem Innerstes wollte ich schon immer etwas Besonderes sein. Irgendwie anders als all die anderen. Mich abheben von der breiten Masse. Eben kein Standard-Menschlein.

Aber, wie sieht denn die Realität aus?

Einerseits bin ich ein Teil des Universums
wie jedes andere Lebewesen oder Ding auch. In diesem Sinne bin ich also überhaupt nichts Besonderes. Vollkommen alltäglich und gewöhnlich.
Daran wird sich auch nie etwas ändern, egal, wie sehr ich mich anstrenge.

Andererseits bin ich aber auch absolut einzigartig! So jemanden wie mich gibt es kein zweites Mal auf dieser Welt. Individueller als ich kann man gar nicht sein!
In diesem Sinne bin ich also etwas unglaublich und unfassbar Besonderes.
Und auch daran wird sich nie etwas ändern, egal, was du tue!

Welche der beiden Sichtweisen ich nun auch wähle, in beiden Versionen muss oder kann ich überhaupt nichts tun, um das Offensichtliche zu ändern.

Warte mal, wozu dann eigentlich noch mal die ganze Anstrengung?

Die Magie der Gegenwart

Gegenwärtig zu sein bedeutet für mich zu erwachen. Zu genau diesem Moment meines Lebens zu erwachen.
Ich funktioniere dann nicht länger gedankenverloren im Autopiloten-Modus, sondern bin vollkommen präsent.

Genau jetzt.

Gegenwärtigkeit ist für mich nichts anderes als die unmittelbare Erfahrung dieses Augenblicks. Keinerlei Hokuspokus. Kein besonderes Jack Sparrow mäßiges Hände-Woohoo.

Es ist das Gewöhnlichste, das man sich nur vorstellen kann. Und doch verpasse ich es immer wieder.

Dabei ist es so leicht:

Lauschen …

Hinsehen…

Den Moment spüren …

Mein Lieblings-10-Sekunden-Retreat

(abgeguckt von einem wahren Profi)

Ich öffne meine Arme (vielleicht auch nur in Gedanken) und nehme mein Leben, genauso wie es gerade ist, vollkommen an. Was auch immer gerade da ist – Gedanken, Emotionen, Wahrnehmungen – ich lasse es einfach da sein. Ohne jeglichen Widerstand.

Dann atme ich ein paarmal bewusst ein und aus und genieße meine Existenz. Das unglaubliche Gefühl, jetzt gerade am Leben zu sein. So richtig LEBENDIG zu sein. Mit jeder Faser meines Seins. Ich spüre den Puls in meinen Adern, die Luft in meinen Lungen… Genau Hier. Genau Jetzt. Vollkommen egal, wie die Umstände um mich herum sind.

Nur 10 Sekunden lang, das reicht und soviel Zeit ist immer drin (zugegeben, manchmal gönn ich mir auch einen Nachschlag ; ).

Was für ein Bewusstseins-Wechsel! Und das jedesmal! Wie wenn man einen Autopiloten-Zombie wieder wachgeküsst hätte… Und ich könnte schwören, dass ich dann auch jedesmal im Hintergrund ein paar süße blaue Disney Vögelchen fröhlich vor sich hinzwitschern höre ^^

Unkaputtbar

Von Einstein weiß ich bereits: „Alles ist Energie!“

Von der Band ‚Muse‘ und ihrem Album ‚the 2nd law‘ (bzw. dem Gesetz der Thermodynamik) weiß ich zudem: „Die Gesamtenergie eines geschlossenen Systems bleibt jederzeit konstant.“

Logische Schlussfolgerung:
Wenn alles Energie ist (auch ich und du),
und die Energie auf der Erde, als einem geschlossenen System, weder erhöht, noch verringert werden kann, sondern jederzeit konstant bleibt, ergibt sich daraus, dass niemand von uns jemals wirklich verschwinden kann.

Wir sind folglich alle unkaputtbar!

Hallo Ewigkeit, nice to meet you!!!

Erlaubnis zum Wegsehen

Da, wo ein Gefühl von Unwohlsein bei mir
zu einem gesunden und konstruktiven Aktivismus führt,
ist ein längerer Blick auf etwas Unangenehmes sicherlich sinnvoll und auch angebracht.

Aber in all den anderen Momenten,
wo ich nicht aktiv werde, entweder weil ich nicht kann oder nicht will,
ist es doch jammerschade um meine schöne Lebenszeit, wenn ich (womöglich nur aus alter Gewohnheit oder weil die anderen es auch tun) am Anblick von etwas festklebe, dass mir im Grunde genommen nur ein eindeutiges Gefühl von Unwohlsein vermittelt.

Wolkengäste

Ständig ziehen unterschiedlichste Gefühls-Wolken durch mich hindurch.
Die einen mag ich, die anderen nicht so.

Was,wenn ich – nur für heute vielleicht –
wie der Himmel wäre und jede Art von emotionaler Wolke einfach durch mich hindurchziehen lassen würde?

Ich könnte jedes Gefühl, das in mir hochsteigt, einfach nur mit Neugier betrachten, es ganz offen fühlen und dann wieder vorbeiziehen lassen, wie man manchmal alte Bilder betrachtet, kurz in sie eintaucht und dann wieder zur Seite legt.

Kein einziges meiner Gefühle wäre falsch, denn ich wäre der unendlich weite Himmel, durch den sie alle – wie Wolkengäste – hindurchziehen dürften …

Ohne Lineal

All meine Werte, all meine Urteile sind wie Striche auf meinem ganz persönlichen moralischen Maßstab.
Ganz unten befindet sich der Marker für alles, was ich als schlecht und moralisch verwerflich empfinde: das sogenannte „Böse“.
Ganz oben befindet sich der Marker für alles, was ich für schön und erstrebenswert halte: das sogenannte „Gute“.
Die Mitte ist bei mir häufig ein eher vages, undefiniertes Niemandsland.
Da sehe ich meistens auch nicht so genau hin.
Das interessiert mich auch nicht sonderlich, da es eher reizlos auf mich wirkt.

Was wohl passieren würde, wenn ich meinen moralischen Lineal-Apostel für ein paar Augenblicke zur Seite lege?
Wenn meine derzeitige Wahrnehmung keinerlei Positionierungsmarker hätte?

Was für eine Freiheit und Weite auf einmal da wäre, was für eine andere Welt!

Fallen …

fallen so tief ich kann in diesen Moment, ihn spüren in jeder Zelle meines Körpers, mit jeder Faser meines Seins.
Ganz ohne Vorbehalte.
Bedingungslos.
Ihn ganz in mich eindringen lassen.
Bis meine Grenzen sich auflösen
und ich vollkommen mit ihm mitschwinge.
Bis ich selbst zu diesem Moment werde.

Allein und doch nicht allein

Ich bin und war schon immer allein.

Vollkommen allein.

Denn egal, wie exakt ich einem anderen Menschen mein Innerstes auch offenbare, meine Gefühle und Gedanken kann doch nur ich wahrnehmen.
Niemand fühlt jemals meinen tiefsten Verlassensein Schmerz und niemand kann jemals wirklich meine immense Freude über ein unerwartetes Geschenk nachempfinden.

Andererseits bin und war ich noch nie in meinem Leben wirklich allein.

Noch keine einzige Sekunde.

Denn so wie auch eine einsame Insel auf dem Grund des Meeres mit der ganzen Erde verbunden ist, so bin auch ich seit meinem ersten Atemzug mit allem verbunden, ein unwiderruflicher Teil des EINEN Lebens.

Mein Körper ist keine Grenze, an der ich aufhöre und die Welt beginnt.
Ich teile mir den Sauerstoff dieser Erde mit jedem anderen Lebewesen, das existiert, und werde von derselben Lebensenergie gespeist, die auch den Grashalm unter meinen Füßen oder den Baum an meiner Seite speist.

Allein und doch nie allein.
Das Paradoxon des Lebens.

Eine Erfahrung

Egal, was mir gerade passiert, es ist einfach nur eine Erfahrung.

Angenehm. Unangenehm.
Außergewöhnlich. Alltäglich.
Heiß ersehnt. Total unerwünscht. Schrecklich. Wunderschön.

Eigentlich ist es vollkommen egal, wie ich meine Erfahrung gerade benenne, denn sie ändert sich sowieso schon wieder. Exakt in diesem Moment.
Schon wird sie wieder zu einer anderen Erfahrung. Manchmal ganz unauffällig und schleichend, manchmal auch ganz radikal und ruckartig. Gerade noch da, entgleitet sie mir auch schon wieder.

Und wenn ich dann daran zurückdenke,
ist auch das einfach wieder nur eine Erfahrung.

Weniger als ein Prozent

So viel können meine Sinne von meiner mich umgebenden Umwelt tatsächlich erfassen. Echt schwer zu glauben …

Die meisten Tiere sehen und hören ihre Umgebung vollkommen anders als ich.
Schmetterlinge können beispielsweise ein viel größeres Farbspektrum als ich
wahrnehmen. Sie sehen UV-Licht, das für meine Augen überhaupt nicht
existent ist. Hunde hören viel höhere Töne als ich. Dass Katzen besser sehen können ist auch allgemein bekannt. Fledermäuse können sogar magnetische Impulse erfassen, die komplett außerhalb meines Wahrnehmungsspektrums sind. Auch bei Radio-, Infrarot-, Röntgen-, Mikrowellen- und Gamma-Strahlung muss ich komplett passen.

Die Welt, wie ich – als Mensch – sie tagtäglich wahrnehme, ist also nur eine winzig kleine Version der tatsächlichen Welt.

Ich habe keinen blassen Schimmer, was Vögel riechen oder Fische sehen,
wie Ameisen schmecken oder Maulwürfe die Welt hören.
Der größte Teil des elektromagnetischen Spektrums auf der Erde ist wohl überhaupt
nicht für meine Sinne gemacht…

Umlaufbahnen

Nachdem ich genug Zielen hinterher gehechelt bin, genug davon verwirklicht habe
und genug davon auch frustriert in die Ecke geschmissen habe,
kommt nun endlich der Moment, wo ich begreife, dass nicht nur die Erde einer vorgegebenen Umlaufbahn um die Sonne folgt,
und die Jahreszeiten festen Naturgesetzen unterliegen,
sondern, dass auch i c h
ein essentieller Teil des Universums bin
und auch mein Leben beständig einer
mysteriösen Umlaufbahn zu folgen scheint.

Darf ich mich dir vor-stellen?

Vor-Stellungen stellen sich vor mich und die Welt und behindern damit ganz entscheidend mein Sichtfeld.

Je mehr Macht ich ihnen gebe, umso größer werden sie und engen somit meine freie Sicht immer mehr ein. Bis ich irgendwann womöglich einem verzerrten Tunnelblick erliege und zutiefst unzufrieden und gefrustet bin, obwohl es die Welt doch eigentlich gerade ganz gut meint mit mir.

Wie häufig denke ich, meine eigenen Vor-Stellungen wären doch ziemlich vernünftig und angemessen, nur die der anderen unverständlich , wenn nicht sogar dumm?
Wie leicht lasse ich mich blenden vom trügerischen Reich der Vor-Stellungen!

Wenn ich irgendwann genug davon habe, dann kenne ich den Weg nach draußen. Er ist nur anfangs ziemlich ungemütlich, denn ich musst durch den klärenden Gang der Wahrheit schreiten, wo all meine vielen liebgewonnenen Vor-Stellungen in Frage gestellt werden, sogar meine heiligsten.
Mit Fragen wie zum Beispiel: „Ist das wirklich wahr?“ und „Woher will ich das so sicher wissen?“ werden sie durchgerüttelt und zerpflückt, bis sie langsam – eine nach der anderen alle – aufbrechen und mich endlich wieder frisch und klar sehen lassen!